Erasmus+ in Wien – We are Family

05.04.2017

  • Bild1
  • Bild1
  • Bild1
  • Bild1
  • Bild1
  • Bild1
  • Bild1

Nach einem in mehrerlei Hinsicht ziemlich turbulenten Start hieß es für unsere Schüler des Erasmus+ Projekts: Auf geht’s nach Wien“. Dank der Zeitumstellung noch arg verschlafen und teilweise auch ziemlich knapp, erreichten wir aber dennoch alle pünktlich unseren Zug und konnten 6.30 Uhr die lange Zugfahrt nach Wien antreten. Schnell wurden die Plätze erobert und statt des erhofften Schläfchens wurde viel gelacht und gesungen, sodass die knapp 7 Stunden schnell vergingen.
Direkt nach der Ankunft gab es große Wiedersehensfreude bei den Schülern, die ihre Gastfamilien von den vergangenen Reisen schon kannten und große Spannung bei denen, die das erste Mal dabei waren. Letztendlich wussten wir aber alle unsere Schüler gut untergebracht und konnten den ersten Abend ruhig ausklingen lassen.
Am nächsten Tag ging es dann auch schon voll los mit dem Programm: Nachdem wir uns alle in der Schule getroffen hatten, wurden wir mit einem tollen Programm aus Musik, klassischem Wiener Walzer und Akkordeonklängen sowie lieben Worten unserer Gastgeber empfangen und lernten unsere Mitstreiter aus Polen und Wien bei einem ersten Stück Sachertorte – handgebacken von Slobodans Mutter – kennen. Warum ich das schreibe? Tanja Pavlovic sollte noch eine große Rolle in unserer Projektwoche spielen. Nachdem wir uns ausreichend gestärkt hatten, begann direkt das erste Planspiel zur Unternehmensgründung, die in Wien das Leitthema des Treffens darstellte. In gemischten Teams aus allen drei Ländern machten sich die Schüler Gedanken darüber, was man überhaupt alles für eine erfolgreiche Firmengründung braucht und präsentierten die Ergebnisse gemeinsam vor allen Teilnehmern, während die Lehrer die Chance bekamen, den Unterricht in verschiedenen Klassen der Wiener Partnerschule zu besuchen.
Am Nachmittag besuchten wir Tanja Pavlovic in ihrer Ein-Mann-Firma „Tanja Torte“ und bekamen viele Einblicke in die Struktur und Abläufe der großen Kunst der Tortenherstellung in einem Familienbetrieb, in dem an einem Wochenende bis zu 32 Auftragstorten gebacken, dekoriert und ausgeliefert werden. Dabei reden wir aber nicht von einfachen Obsttorten, sondern von wahren mehrstöckigen Kunstwerken! Während uns Tanja viele Einblicke hinter die Kulissen gab und über die Gründungsgeschichte ihrer Firma sprach, konnten sich unsere Schüler schon im Umgang mit Rollfondant üben und zauberten nach anfänglicher Schüchternheit richtige kleine Kunstwerke, bevor sie wieder in ihre Gastfamilien verabschiedet wurden.
Der Dienstag stand ganz im Zeichen der Schule und der Workshops. Während draußen die Sonne das prächtige Wetter der kommenden Tage nur erahnen ließ, wurde in den Räumen fleißig an Stationen gearbeitet. Es gab ein großes Wiedersehen mit Tanja Pavlovic, die gemeinsam mit den Schülern Kekse dekorierte und viele kleine Tipps und Geheimnisse der Tortenkunst verriet. Andere Gruppen arbeiteten am Europass, im Kompetenzenworkshop und am Leitfaden für Firmengründung.
Richtig spannend wurde es am Mittwoch, denn es standen zwei Besichtigungen von regionalen Firmen auf dem Programm. Nach knapp 2,5 Stunden Busfahrt hatten wir die Großstadt hinter uns gelassen und fanden uns bei strahlendem Sonnenschein mitten in der Natur wieder – ein Paradies und gleich ein wenig Heimatgefühl bei unseren Schülern!!! Knapp zwei Stunden erkundeten wir auf eigene Faust die „Zotter“ – Schokoladenmanufaktur und fühlten uns wirklich wie in den Film „Charlie und die Schokoladenfabrik“ versetzt. Über 180 Stationen zum Probieren der verschiedenen Schokoladen von der Bohne bis zum fantastischen Endergebnis, dazwischen Stationen für heiße Schokolade in den exotischsten Geschmacksrichtungen, die man sich vorstellen kann. Zu dem ganzen Genuss gab es natürlich auch noch viele Einblicke hinter die Kulissen des Unternehmens, das nicht umsonst als „Schokoladen-Theater“ bezeichnet wird. Alles ist hinter Glas und frei zugänglich, sodass man den Herstellungsbetrieb der Schokolade hautnah miterleben konnte. Nach dem vielen Probieren ging es direkt weiter zum Mittagessen direkt inmitten von hausgezüchteten Tieren und vorbei an einem Friedhof der besonderen Art. Auf schokoladentafelförmigen Grabsteinen konnte man die Sorten kennenlernen, die es einmal in der Firma gab und die nicht auf dem Markt überlebt haben, wie Salz, Tomate und Ziegenkäse (gemischt in einer Schokolade) – aber, wenn es schon Schokoladenpizza gibt, wieso dann nicht auch Schokolade mit Geschmack von potenziellem Pizzabelag?
Nach viel zu viel Genuss ging es dann weiter zur „Gölles“ – Essig und Spirituosenfabrik, in der wir auch eine spannende Führung samt Verkostung der verschiedenen Essigsorten erleben durften. Am späten Nachmittag ging es dann zurück nach Wien und alle verbrachten einen entspannten Abend in ihren Gastfamilien.
Donnerstag waren sowohl Workshop als auch Kultur angesagt. Morgens bekamen wir einen interessanten Vortrag über die Unternehmensgründung in Wien von den Kollegen des Unternehmensgründungsprogramms AMS geboten, bei dem wir die einzelnen Schritte von der Idee bis hin zum hoffentlich erfolgreichen Unternehmen kennen- und umzusetzen lernten. Absolutes Highlight war dabei natürlich die auf der von einem Schüler gestellten Frage „Bin ich schön?“ basierende Firmengründung des Unternehmens „Topplers Topmodels“. Anhand dieses Beispiels wurde in Form eines Interviews die Idee auf sehr humorvolle Weise auf Haut und Knochen geprüft, was uns allen die Vielzahl an Details und Feinheiten verdeutlichte, die es bei einer Firmengründung zu beachten gilt.
Im Anschluss eroberten wir den Prater hoch in der Luft bei einer Riesenradfahrt, bevor unser Essen im „Rollercoaster“ mit Loopings und berauschender Geschwindigkeit auf uns wartete. Der Tag fand seinen Ausklang beim Treffen mit den Stars und Sternchen im Madame Tussaud’s – ein Erlebnis, dass man nur schwer in Worte fassen kann. Nur so viel sei gesagt: Die interaktiven Stationen verleiteten doch zu so mancher beeindruckenden Showeinlage.
Am Freitag besuchten wir das Haus der EU und erfuhren, wie für die Europäische Union gültige Gesetze und Verordnungen entstehen und verabschiedet werden. Dabei bezog sich der Vortragende auch hierbei auf unser Thema Unternehmensgründung und simulierte die Festlegung der Bestimmungen für Sicherheitsstandards bei Spielzeugen für die EU. Drei Gruppen wurden gebildet, welche die Hauptinstanzen Europäische Kommission, Ministerrat und Parlament darstellten. In diesen Gruppen wurden einzelne Ideen ausgearbeitet und so lange verfeinert und bearbeitet, bis sie letztendlich als für die EU allgemeingültige Richtlinie verabschiedet wurden. Besonders zu erwähnen ist an dieser Stelle Frau Lippert – unser aller Telefonjoker – die bei politischen Fragen mit der hohen Kunst des unbemerkten Vorsagens brillierte und uns somit ganz schön nach vorn katapultierte – bis zu dem entscheidenden Moment, an dem sie sich hinter der Europakarte versteckte...
Es folge eine abenteuerliche Stadt-Rallye durch Wien, die mit einigen Blessuren, Unterbrechungen, Irrungen und Wirrungen für alle am Stephansdom ihr Ziel fand. Das letzte Highlight war der Besuch der Spanischen Hofreitschule mit ihren weltberühmten Lipizzanern, die auch sehr viel Eindruck hinterlassen haben.
Kaum zu glauben, wie schnell die Woche vergangen ist. Dank unserer lieben Gastgeber konnten wir Wien in allen Facetten kennenlernen und genießen, haben viele Einblicke in die Thematik der Unternehmensgründung bekommen und sind insgesamt wieder ein Stück mehr zusammengewachsen. Alte Freundschaften wurden vertieft, neue entstanden und es war einfach wundervoll zu verfolgen, wie die Schüler mehr und mehr zu einem Team wurden und die Woche gemeinsam gemeistert haben. Ein großes Dankeschön an unsere Gastgeber aus Wien, an die Schülerinnen und Schüler und vor allem und das von ganzem Herzen an unsere liebe Frau Lippert, die sich so spontan mit uns auf das Abenteuer Erasmus+ eingelassen hat!